Tiefenstruktur eines modernen Psychopathen oder Charaktermaske eines politischen Heiratsschwindlers

Aus gegebenem Anlass möchte ich die Tiefenstrukturstruktur und Charakter(gel)maske eines modernen Psychopathen und seine Interaktionen mit Publikum und Medien kurz illustrieren, gemeint ist der Zauberlehrling der Medienwelt Harry Potter, alias Baron von und zu Guttenberg.

In Fachkreisen ist in der letzten Zeit dem Phänomen der Psychopathie (bzw. Soziopathie, wie man heute sagt) einige Aufmerksamkeit gewidmet worden und mehr oder weniger (populär-)wissenschaftliche Arbeiten sind entstanden. Natürlich haben Psychopathen in diesen Zeiten der Wirtschafts-, Währungs- und Bankenkrisen starke Konjunktur. Es sind gute Zeiten für diesen Typus. Das Publikum ist für gestandene Hoaxer sehr empfänglich, um sich vom eigenen Elend abzulenken und weil es nicht aushält, ständig schlechte Nachrichten zu hören.

Psychopathieforschung

Nach der Definition von Robert D. Hare, dem Dojen der amerikanischen Psychopathieforschung, „sind Psychopathen soziale Raubtiere, die sich mit Charme und Manipulation skrupellos ihren Weg durchs Leben pflügen und eine breite Schneise gebrochener Herzen, enttäuschter Erwartungen und geplünderter Brieftaschen hinter sich lassen. Ein Gewissen und Mitgefühl für andere Menschen fehlt ihnen völlig, und so nehmen sie sich selbstsüchtig, was sie begehren und machen, was sie wollen. Dabei missachten sie gesellschaftliche Normen und Erwartungen, ohne jegliches Schuldbewusstsein oder Reuegefühl.“

Oder soweit sie in öffentlichen Funktionen zugange sind, kleben sie wie Kaugummi an ihren Stühlen. Wenn Hare heute auf sein Forscherleben zurückblickt, bedauert er, seine Forschung überwiegend in Gefängnissen gemacht zu haben und sich nicht mehr auf die Verbreitung der Psychopathie in der Politik und der Wirtschaftswelt gespitzt zu haben, denn da hätte er die schillernderen und weiter verbreiteten und weitaus gefährlicheren Exemplare gefunden, meint er nun bedauernd.

Die lange Ahnenreihe der Psychopathen

Psychopathen haben eine genauso lange Geschichte, wie die Menschheit selbst. Der Urtypus des Psychopathen war der hormongesteuerte, endorphingeschwängerte und schwanzgesteuerte König Gilgamesch von Uruk. Ein „Tugendbolzen“ sowie Rauf- und Saufbold, Weiberheld und Warlord erster Güte. Welch gepflegtes und gegeltes Auftreten hingegen von Herrn Guttenberg.

Gilgamesch hat viele prominente und „tüchtige“ Nachfolger gehabt. Hiob, Prometheus, weite Teile des Personals des Nibelungenliedes, Pygmalion, Don Juan, Faust und Felix Krull, um nur einige wenige zu nennen, stellen jeweils verschiedene Facetten und Typen dieser Spezies dar.

Die großen religiösen Zentralschriften, wie Tora, Bibel, Koran, Veden, Upanischaden, stellen ebenso wie deren Heldenpersonal Christus, Mohammed, Buddha, Krishna, Brahman mit ihren Gebots- und Prinzipienkatalogen die Korsetts zusammen, die vor solchen Entwicklungen bewahren könnten, wenn man sie befolgen würde und sich zum Vorbild nehmen wollte oder nicht noch Schlimmeres daraus ableiten wollte.

Die modernen Smoothie Elite-Psychopathen, die Nieten in Nadelstreifen

Guttenberg ist der Prototyp des modernen Elite-Psychopathen (das soll bedeuten, dass er nur besondere Leistungen in der Psychopathie vollbringt). Er ist in jeder Beziehung das Gegenteil eines Ernst von Glasersfeld (siehe unten). In anderen politischen Verfassungsstrukturen kommt dabei nix anderes als ein Gaddafi heraus. Da ist die Elite-Psychopathie schon seit Jahren zu "vollendetem verbrecherischem Glanz" erblüht. Der Westen und die EU haben diesen Staatsverbrecher im Tausch gegen Öl über Jahrzehnte gestützt, geschützt und mit Hard-, Software und Unterdrückungs- und Folter-Know-How unterstützt. Zu seinen Nachbar(im)potentaten ist das Publikum ohne Not und freiwillig zu seinen Sandkastenspielen in den Erholungsurlaub geflogen, während das Blut unübersehbar aus den Schinderkammern quoll. Hat es dann mal in Djerbageknallt, wurde gleich wieder laut aufgeheult und die Terrorismusgefahr beschworen. Bei der Arschkriecherei gegenüber den Menschenrechtsverletzungen und dem Völkermord in Tibet der Chinesen Regierungskamarilla ist es nicht besser, alles natürlich aus wirtschaftlicher Rücksichtnahme. Auch Guttenberg hat am Hindukusch nur unsere Freiheit, ergo unser Öl, verteidigt. Und solange "Freie Fahrt für freie Bürger" gilt, stimmt das mit der Freiheit am Hindukusch sogar wörtlich.

Julia Friedrichs hat die morbiden Selbstbeweihräucherungstänze und Schaumschlägereien in den narzissmusfiebrigen Feuchtbiotopen der deutschen (Jung-)Elite-Psychopathen(-Schickeria) geschildert.

Interessant ist nun, wie und warum die Umfragewerte bei Guttenberg (noch und wie lange noch) stabil sind. Das wird ganz plausibel und klug von Carl Amery in "Hitler als Vorläufer" beschrieben und erklärt. Im Unterschied zu Hitler ist Guttenberg der moderne Smoothie-Typus des Psychopathen 2.0.

Der moderne Elite-Psychopath nutzt den Abwehrmechanismus der Reaktionsbildung auf Neid und wirtschaftliche Unsicherheit des Publikums, indem er sich als erlösende und heilbringende Identifikationsfigur stilisiert. Dem Publikum bietet er eine Projektionsfläche für sein kollektives Stockholm-Syndrom in der wirtschaftlichen Geiselhaft der Wirtschafts-, Währungs- und Bankenbetrüger.

Er macht dem Publikum nicht nur weis, wie es für das Publikum gerechterweise sein könnte, wenn man nur so (adelig, jung, attraktiv, elegant, intelligent, kenntnisreich, unabhängig, unbestechlich, fleißig, strebsam und ehrlich) wäre wie er, sondern er macht dem Publikum auch noch weis, dass er sich mit seiner ganzen Kraft für das Publikum einsetzt und obendrein unnachsichtig und beherzt - weder Mühen, Kosten noch persönliche Nachteile scheuend - die Schlampigkeiten und Verfehlungen der alten Eliten ahndet und zur Strecke bringt.

Hinter dieser Fassade mehrt er durch dieses Tun seine Beziehungen und Vorteile und nährt dadurch gleichzeitig seine Psychopathie. Diese kann er wiederum nur durch chronische Zufuhr der Akklamationen des Publikums in ihrem unersättlichen narzisstischen Energieverbrauch aufrecht erhalten.

Und machen wir uns nix vor, der begeisterte Teil des Publikums ist natürlich in seiner Tiefenstruktur keinen Deut anderes oder gar besser als der Baron höchst selbst. Es wäre gerne genauso beliebt wie er, es würde gerne seine priviligierten Vorteilsnahmen sein Eigen nennen.

Der Doktorvater ist wiederum auch so eine mediokre Figur, die wegen Namen, "Nimbus" seines "Doktoranden" eine unabhängige Meinung sausen ließ und Noten nach Phantasie und Spenden vergab. Soviel zur Objektivität zumindest mancher Ortes des vielgerühmten Wissenschaftsbetriebs, auch nur käufliche Kleinbürger.

Tanz der Vampire

In den transsilvanischen Volksmythen wird diese Masche durch den untoten Graf Dracula symbolisiert. Dracula kann sein finsteres Treiben nur aufrecht erhalten, wenn er sich einen unablässigen Zustrom frischen oder noch besser jungfräulichen Blutes beschafft. Natürlich ist der Traum eines jeden Vampirs, dass er sich mit legalen Mitteln zum Chef der Blutbank machen kann. Ein moderner vampiristischer Convienence Food Traum. In dieser Liga ist Hitler mit seiner Machtergreifung nach wie vor der Psychopathenprimus. Nach Meinung des klugen Carl Amery aber auch nicht mehr als ein Prototyp, dem „bessere“ und „würdigere“ und nachhaltigere Nachahmer folgen werden.

Mit dieser Schmierenkomödie (mit deren Medienimage der Psychopath sich natürlich selbst längst besoffen gemacht hat) bedient er gleichzeitig die Medien, deren Macher und damit deren Auflagen und Einschaltquoten. Diese bedanken sich wiederum bei ihm mit entsprechender medialer Aufmerksamkeit und Artigkeiten in Form von Hagiographien.

Es wird ein Propagandakreislauf in Gang gesetzt, der an das unheilvolle Zusammenwirken von Ratingagenturen und Bankenschwindel erinnert, bis die ganze Blase in einem betrügerischen Kollaps (hoffentlich) implodiert und sich das Publikum verwundert die Augen reibt, wie es nur wieder so blöd sein konnte, sich Sand in die Augen streuen ließ und schon wieder einem Hoaxer auf den Leim gegangen ist. Je stärker sich das Publikum in seine Abwehrmechanismen engagiert hat, desto unwilliger ist es nach der Implosion natürlich, sich davon zu lösen. Zuviel psychische Energie war in diesem Abwehrvorgang gebunden.

Aber, Guttenberg als Harry Potter der Medienwelt soll ja auch nicht zu hoch gehängt werden, er ist nur ein Symbol des Zeitgeistes. Sein Glück ist die heutige Verfassung, sonst hätte er sich schon tiefer entblättern können. "Witzigerweise" setzt er sich ja gerade mit internationalen Verfassungsthemen "auseinander", natürlich wollte er internationale Karriere machen. Ich hoffe, es gelingt nun nicht mehr. Das kann ich natürlich nicht als Hoffungszeichen oder Fortschritt deuten, der Nächste steht – jetzt noch im Schatten – schon auf der Matte.

Welche Wohltat war doch vergleichsweise Frau Käsmann mit ihrer konsequenten Reaktion auf vergleichsweise geringe Taten. Dass gerade auch ein christliches Weltbild nicht vor solchen Konsequenzen schützt, haben Mixta und Konsorten über Jahrzehnte und in den Absch(l)usswochen demonstriert.

Also, warten wir geduldig auf den nächsten Medienmessias bis zu dessen (schlussendlichen) medialen Himmelfahrt, immer in der frohen Hoffnung, dass er bis dahin nicht zuviel und zu teuren Blödsinn verzapft.

Noch ist Harry Potter Guttenberg im Amt. Ein Bundesrücktrittstag wäre doch auch ein schöner neuer Feiertag.

Sollte Mutti Merkel ihr mediales Zugpferd weiter stützen und schützen, wird das (hoffentlich) auch eine weiterer Nagel zu ihrem politischen Sarg als Wählerstrafe für ihre nassforschen Bemerkungen zur baldigen Landtagswahl in Baden-Württemberg die sie zur Volksabstimmung über Stuttgart 21 erklärt hat..

They never come back gilt leider nur beim Boxen

Nun kommt gerade die Nachricht, Guttenberg ist zurückgetreten, die Stuhlkleberei hat Gott sei Dank nichts genützt. Hoffentlich bleibt er auch eine Fußnote und politische Randnotiz. Zu befürchten ist, dass er wie Michel Friedman nach „Anstandsfrist“ "repromoviert" wie Phoenix aus der Asche zurückkommt und dann noch die Nummer des Geläuterten gibt und von übereifrigen Jugendsünden spricht. Auch diesen Mist wird er dann wieder selber glauben. Ihm würde nur noch eine längere Selbsterfahrungsgruppe zur Selbstrelativierung helfen, aber wer will sich das antun und mit dem Baron in eine Gruppe. Und, wenn es dann "nur" wieder eine Elite-Selbstreflexions- (beweihräucherungs)g(t)ruppe wäre, würde es auch wieder nichts nützen.

Dieses Come Back wird jetzt schon mit dem dummen Gelaber von der zweiten Chance vorbereitet, denn schließlich habe der „gute“ Mann ja kein lebenslanges Berufsverbot. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Berufsverbotsfälle von linken Lehrern und Postboten, die in den Siebzigern wegen unserem heutigen Elder Statesman Schmidt, damals noch Schnauze rausgeflogen sind eine zweite Chance bekommen hätten.

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass andere Leute, die wegen einer abgekupferten Promotion relegiert wurden eine zweite Chance bekommen hätten. Von den Kassiererin usw. die wegen 50 Pfennig gerichtlich verk(na)ckt wurden ganz zu schweigen.

  März 2011