Arbeitsbewältigungs-Radar

Prof. Dr. Juri Illmarinen

Da ich mich zunehmend mit Fragen der Resilienzstärkung auch im Rahmen von Organisationen und der Arbeitswelt beschäftige, habe ich im September 2015 an einem Seminar zum Thema „Arbeitsbewältigungs-Radar“ teilgenommen. Dieses Seminar wurde von meinem langjährigen Kollegen Gerhard Wolf aus der Beratergruppe Hohenzollern-7 in Hannover organisiert. Das Modell mit dem sog. „Haus der Arbeit“ wurde vom finnischen Modellbegründer Prof. Dr. Juri Illmarinen und Dr. Jürgen Tempel († 14.11.2017) aus Hamburg vorgestellt. Juri Illmarinen ist einer der international führenden Arbeitswissenschaftler und Jürgen Tempel ein sehr erfahrener Praktiker zum Thema Gefährdungsanalysen am Arbeitsplatz und der Implementierung von entsprechenden Verbesserungen. Er ist Mitbegründer der Gruppe Arbeit und Zukunft. Das Seminar war sehr gut und nützlich. Hier kann man eine gute Präsentation zum Modell des Arbeitsbewältigungs-Radar downloaden (Anhänge: Radar-Prozess-7-15.pdf). Das Buch zum Modell  von Giesert, Tempel, Illmarinen (2012) finden Sie bspw. hier: Click

Schon seit 1996 sind Betriebe verpflichtet, neben körperlichen auch psychische Arbeitsbelastung am Arbeitsplatz im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und zu minimieren. 2013 wurden diese Vorschriften novelliert. In der betrieblichen Wirklichkeit ist in der weiten Mehrzahl deutscher Firmen diesen gesetzlichen Verpflichtungen bisher keine Beachtung geschenkt worden. Die Liberalisierungen der Arbeitswelt, der Abbau der Arbeitnehmerrechte scheinen andere gegenteilige Prioritäten gefördert zu haben, wie Arbeitsverdichtung, Arbeitsbeschleunigung und Arbeitskontrolle. Anders sind die verheerenden Entwicklungen, wie ich sie 2013 anhand der großen empirischen Datensammlungen aus dem Arzneiverordnungsreport und dem Fehlzeitenreport skiziert habe, nicht zu erklären. 

Es tut also dringend Not, diesen Entwicklungen durch psychische Gefährdungsanalysen der betrieblichen Wirklichkeiten und eine anschließende Analyse mit dem Modell Haus der Arbeit und einer Veränderungsimplementierung entgegenzuwirken. Dazu gibt es verschiedene Methoden wie bspw. den WAI (Arbeitsbewältigungsindex) und andere mehr. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin stellt dazu umfangreiche Informationen zur Verfügung, wie bspw. das Handbuch „Psychische Gefärdung am Arbeitsplatz“.

Im Rahmen des Seminars habe ich eine Lizenz zur Anwendung des Arbeitsbewältigungsradar Modells erworben. Es sei übrigens erwähnt, dass der Arbeitsbewältigungsradar umfänglich wissenschaftlich beforscht wurde und sich in seiner positiven Veränderungswirkung zu einer humaneren Arbeitswelt als hoch signifikant erwiesen hat.