3. Starkes Themenfeld: Kultur
3.1. Partizipative Ästhetik


„Wir wissen nun, dass die Kunst nicht die Wahrheit ist. Die Kunst ist eine Lüge, die uns erlaubt, uns der Wahrheit zu nähern, zumindest der Wahrheit, die uns verständlich ist.“ Pablo Picasso, Worte und Bekenntnis

"Wenn ich an einem Problem arbeite, denke ich nie über Schönheit nach, ... aber wenn ich fertig bin, dann weiß ich, dass die Lösung falsch ist, wenn es nicht schön ist." R. Buckminster Fuller

„Ästhetik ist die Aufmerksamkeit für das Muster, das verbindet.“ Gregory Bateson

FLUXXUS handelt von einer Theorie und Praxis zu Ästhetik von Kunst, Bild, Photographie und Film, die an Kunstformen und ästhetische Theorien anschließt, die die Interaktion zwischen Künstler und Zuschauer in das Zentrum ihres Tuns stellen. Dies waren neben dem Fluxxus das Happening, die Performance, die Installation und die Spaziergangswissenschaft.

Da sich das missing-link-institut ausgehend von der Symbolisation u.a.a. mit Kunst in Form von Bild, Photographie, Film, Musik, Tanz, Stadtentwicklung, Garten-, Park- und Landschaftsgestaltung beschäftigt, wurde versucht, Theorie und Praxis einer Ästhetik zu fokussieren, in deren Zentrum nicht nur der expressive Ausdruck der Innenwelt, sondern die interaktiven Austauschprozesse zwischen den Resonanzräumen von Künstler, Zuschauer, Welt und Macht im Zentrum stehen und Interventionswege in diese Resonanzräume eröffnet werden..

Die Anwendung von kunstorientierten Methoden und Kunst von der Prinzhorn Sammlung bis zur art brût in den beratenden und therapeutischen Feldern ist nichts Neues. Dabei steht überwiegend eine Förderung des kreativen Selbstausdrucks und der individuellen Persönlichkeitsentwicklungen im Vordergrund und (leider) nicht eine richtungweisende Eröffnung von gesellschaftspolitischen Interaktionswegen in die Außenwelt und den dazugehörigen politischen Machtverhältnissen.

Die FLUXXUS-Modelle versuchen in Verbindung mit den verschwisterten Modellen der [MATRIX], der Symbolisation, dem Stoanon, dem Identicon und insbesondere der Яebellienz, nicht auf eine Innenweltorientierung reduziert zu bleiben, sondern gestaltende und partizipative Wirkungswege in die eigenen und gesellschaftspolitischen Lebens- und Arbeitskontexte und Außenwelten zu eröffnen. Da viele Methoden des mli bildschöpfend und interaktionsorientiert sind, wirkt FLUXXUS auf alle folgenden mli Verfahren ein.
 

3. Starkes Themenfeld: Kultur
3.2. Identität, Territorium, Heimat


Live local, act local, think global. Unbekannt

„Es ist wahr, dass ich nur hier, an meinem Tisch, vor den Blättern der Bäume, deren Bewegung mich seit 20 Jahren erregt, ich selber bin, nur hier ist dieses Gefühl, meine schrecklich wunderbare Sicherheit intakt, und vielleicht muss ich sie haben, um nicht vor dem Tod die Waffen zu strecken.“ Elias Canetti


Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht tun will.“
Jean-Jacques Rousseau


„Wir müssen nicht entdecken, was wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.“ Michel Foucault

Mit den vorherigen Zitaten umreißen M. Foucault und J. J. Rousseau ihre differenziellen oder ‘negativen‘ Identitäts- und Freiheitskonzepte im Zeitalter des Lebensgefühls der ‘negativen Moderne‘ und mit der ‘Angst vor dem Sturz ins Nichts‘, dem man nur noch den ‘Mut zur Hoffnungslosigkeit‘ entgegensetzen kann. Somit wird die negative Identität im Unterschied zu dekontextualisierten und entpolitisierten Persönlichkeitskonzepten eine weltbezogene und repolitisierte Zentralkategorie heutiger Beratungsarbeit.
(Negative) Freiheit und Identität definieren das Verhältnis von Gesellschaft, Individuum, Geschlecht und Ethnie in ihrer biographischen Entwicklung und ihrer territorialen Lebenswelt, die als schutz-, freiheits- und identitätsstiftende Heimat verstanden wird.
Der Export von Konflikten und struktureller Gewalt in die ‘Dritte Welt‘ ist im Zeitalter der Globalisierung der Gegenerreichbarkeit des ‘Nordens‘ und des ‘Westens‘ gewichen. Koloniale, ökonomische, ökologische Gewalt wird mtlw. als strukturelle Gewalt u.a. in Form der Migrationswellen, ökologischem Stress und Terror reimportiert. Das könnte man als eine epochenübergreifende Art von Gerechtigkeit verstehen.
Somit werden Freiheits- und Identitätskonzepte in Zeiten disrupter Veränderungen, verstärkter Zuwanderung nach Europa, und insbesondere Deutschland, ebenso zentral wie mtlw. ideologisch stark aufgeladen. Es wird von verschiedenen Seiten versucht, Freiheits-, Identitäts- und weitere Konzepte auf eine ausschließlich kulturelle Entstehung zu verkürzen und abweichende Freiheits-, Identitäts- und Heimatverständnisse als anti-universalistisch, rückwärtsgewandt, rechtslastig und rassistisch zu denunzieren.
In den Bereich von Identicon gehören auch die Auseinandersetzungen mit den jüngeren, neuronalen Forschungen zum Default Mode Network als dem neuronalen ‘Sitz‘ von Tagträumen und selbstreflexiven Identitäts- und Biographieausbildungen, und somit eben auch die sozialpolitschen Konzepte der eher ‘rechten‘ Identitären und der eher ‘linken‘ Identitätspolitik.
Identicon hat dazu theoretische und praktische Modelle zur Sinn- Erklärungs-  und Übersichtsstiftung entwickelt, die auf das Engste mit der [MATRIX], der Яebellienz und weiteren mli-Modellen verbunden sind, um orientierende Wege und Handlungsanleitungen durch den Dschungel der ideologisierten Untiefen zu liefern.
 

3. Starkes Themenfeld: Kultur
3.3. Bemeisterung von Gefühl und Trieb

Züchtige deine Leidenschaften, damit du nicht von ihnen gezüchtigt wirst.“
Epiktet
(um 50 - 138 n. Chr.)

„Durch Vernunft sind die Wenigsten zur Vernunft gekommen.“ Montesquieu
 

Stoanon ist ein Modell zur professionellen Bemeisterung emotionaler Abläufe, wie kurzfristige Affekte, schwankender Stimmungen, intuitiver Gefühle und drängender oder begehrender Triebe. Emotionen kann man als hirn- und körperphysiologisch tief verankerte Steuerungs- und Entscheidungsreaktionen beschreiben, die intuitiv und schnell die sozialen Distanzen regeln. Es wird jeweils unbewusst und blitzschnell entschieden, ob andere Personen sympathisch oder unsympathisch sind, ob man ihnen vertraut oder nicht, ob man ihnen offen oder nur mit Vorsicht oder gar Misstrauen gegenübertritt.

Funktion von Emotionen in vorzivilisierten Frühzeiten
In den vorzivilisierten, frühzeitlichen Jäger- und Sammlergesellschaften musste bei Begegungen mit Unbekannten häufig über den existenziellen Ernstfall entschieden werden. Es musste blitzschnell entscheiden werden, ob es zu einer freundlichen Begegung kommen könnte, ob es Tausch- oder Handelspartner werden könnten, oder ob es Beute- oder Territoriumskonkurrenten sein könnten und ob deshalb Brut- oder Revierverteidigung angezeigt sein könnte. Sollte man sich sicherheitshalber verstecken, oder greift man vorsichtshalber an und überwältigt oder tötet die andere Person/en, oder ist die Person ein begehrenswerter Partner zur geschlechtlichen Reduplikation?
Es war sozusagen zwischen Brutherstellung, Brutpflege und Brutverteidigung immer über die existenziellen Grundfragen von ‘Make Love and (not) War‘ zu entscheiden.
Die Ur-Muster und automatisierten Matrizen dieser unbewussten, blitzschnellen, emotional-intuitiven Abstandsentscheidungen bei sozialen Begegnungen laufen in der Tiefenstruktur bei sozialen Begegngen in der heutigen Zeit noch genauso ab wie in der vorzivilisierten Frühzeit, nur werden sie meistens nicht in entsprechende Handlungen umgesetzt.

Funktion von Emotionen in der heutigen emotionalen Komplexität
Wenn die vorherigen Hypothesen zutreffend sein sollten, dann ist in den heutigen, hochflexiblen und häufig kulturübergreifenden Arbeits- und Lebenswelten zunehmender sozialer Komplexität eine professionelle Bemeisterung der Emotionen unumgänglich. Es gilt, die emotionalen Äußerungen der sozialen Benutzeroberflächen auf ein Minimum zu reduzieren, da sich ständig andere Teams und Gruppen bilden, in denen Menschen plötzlich mit anderen wenig oder unbekannten Menschen zusammenarbeiten sollen oder müssen. Diese Zusammenarbeit in Gruppen darf nicht durch die Äußerung erkennbarer oder heftiger Emotionen negativ vorformatiert werden, sondern sollte daher unauffällig, freundlich glatt geschliffen und breitflächig kopplungsfähig sein.

Weitere paradoxe Anforderungen bzgl. Emotionen
Gleichzeitig gilt es aber auch, dass man in seiner emotionalen Tiefenstruktur nicht standardisiert, schablonisiert oder stumpf wird, sondern die Emotionen der Personen mit ihren Positionen, Zielen und Absichten schnell und zutreffend einschätzen, prüfen und mglw. rechtzeitig durchschauen kann, obwohl die Emotionen nur noch eine minimierte erkennbare Benutzeroberfläche haben. Diese Einschätzungen sind notwendig, um dann in den Gruppendynamiken der Ziel-, Ressourcen-, Konkurrenz- und/oder Karrierewettläufen seine strategischen Vorteile wahren zu können.
Das würde bedeuten, dass die Beteiligten sowohl den Ablauf und die Einflüsse der eigenen als auch der Emotionen der anderen Teammitglieder als ständige Subtexte mannigfaltiger sozialer Abstands-, Strategie- und Zielregulierungen erkennen, reflektieren und strategisch steuern können sollten.
Es kommt weiter hinzu, dass heute gerade in der politischen Kaste die emotionalen Ambivalenzakrobaten aus den Selbstbereicherungsverbünden ihre Interessen und Ziele hinter glattgeschliffenen Emotionen und unglaubwürdigen Phrasen aus Textbausteinen zu verbergen versuchen. Diese Strategien rufen heute Unglaubwürdigkeit, Ablehnung und Zorn hervor.
Daher ist man gut beraten, nicht nur glattgeschliffene Standardemotionen abzusondern, sondern auch autenthisch zu wirken und seine Ziele, Interessen und Standpunkte deutlich werden zu lassen und keine sozial erwünschten, emotionalen Benutzeroberflächen von einer buntschillernden Farblosigkeit anzubieten.

M.a.W. eine an der Stoa orientierte Bemeisterung von Affekt, Stimmung, Gefühl und Trieb muss flexibel und gleichzeitig wiedererkennbar und einschätzbar zwischen ständigen widersprüchlichen Anforderungen lavieren und entscheiden. Und das muss zielorientiert und teamkompatibel mit hoher Geschwindigkeit unter Zeit- und Entscheidungsdruck bei hoher Zuverlässigkeit in Situationen von zunehmender sozialer Komplexität umgesetzt werden.
Das ist in der Tat schneller gesagt als erfolgreich realisiert. Grund genug, dazu einige Reflexionen anzustellen.
Stoanon liefert dazu erkenntnisstiftende Theorien und praxisbewährte Werkzeuge.