2. Starkes Themenfeld: Schwache Signale
2.1. Wahrnehmung schwacher, visueller Signale


"Ameisenbär:  Und Ihr EIGENES Gehirn? Sind Sie sich nicht Ihrer eigenen Gedanken bewusst? Ist das wohl die Essenz des Bewusstseins? Was tun Sie denn anderes als Ihr Gehirn direkt auf der Symbolstufe zu lesen?
Achilles:  So habe ich das noch nie gesehen. Sie meinen, dass ich alle niedrigeren Stufen übergehe und nur die oberste Stufe sehe ?
Ameisenbär:  So ist es bei bewussten Systemen. Sie nehmen sich selbst nur auf der Symbolstufe wahr und sind sich der niedrigeren Stufen, zum Beispiel der Signalstufe nicht bewusst.
Achilles:  Folgt daraus, dass es im Gehirn aktive Symbole gibt, die sich ständig der Situation anpassen, so dass sie den Gesamtzustand des Hirns selbst – immer auf der Symbolstufe widerspiegeln?
Ameisenbär:  Gewiss. In jedem bewussten System gibt es Symbole, die den Zustand des Gehirns repräsentieren, und sie selber sind Teil dieser Zustände, die sie symbolisieren. Denn Bewusstsein verlangt einen hohen Grad des Bewusstsein seiner selbst.
Achilles:  Das ist eine seltsame Vorstellung. Das bedeutet, dass zwar in meinem Gehirn fortwährend eine irrsinnige Geschäftigkeit herrscht, dass ich jedoch diese Geschäftigkeit nur auf eine Weise wahrnehmen kann – auf der Symbol­stufe – und ich gegenüber den tieferen Strukturen völlig unempfänglich bin. Es ist, als wäre man imstande, einen Roman von Dickens vermittels direkter visueller Wahrnehmung zu lesen, ohne jemals einen Buchstaben des Alphabets gelernt zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas Unheimliches tatsächlich geschieht.
Douglas R. Hofstadter (2001): Escher, Gödel, Bach. Ein endlos geflochtenes Band.

 

Entwicklungsgeschichte der Symbolisation
Die Symbolisation wurde seit den 70er Jahren von der Amerikanerin Marge Reddington entwickelt. Das mli verwendet die wirkungsmächtige, bildschöpfende und (selbst)hypnotische Symbolisation seit über 30 Jahren bei der Entwicklung von Zukunftshorizonten nicht nur in der Biographiearbeit, sondern auch für viele weitere Indikationsbereiche. Die Symbolisation wird von den angrenzenden Konzepten stoanon, Identicon und FLUXXUS ergänzt.
Die Symbolisation wird im [MATRIX] Praxishandbuch bzgl. ihrer Möglichkeiten und Anwendung mit vielen Beispielen dargestellt und praxisnah erläutert.

Sinn und Zweck der Symbolisation
Natürlich kann die Symbolisation nicht wirklich in die Zukunft schauen (schaurig-schön wäre es, oder?). Aber die Symbolisation lässt sehr genau die individuellen Zukunftshorizonte und die Wege dorthin sichtbar werden. Das ermöglicht im [MATRIX]-Beratungsprozess eine reflektierende Entscheidungsauswahl an biographischen Verzweigungspunkten.
Bei der Symbolisation geht man davon aus, dass durch die Einblicke in die Topographie und die Struktur der jeweiligen Innenwelt die individuelle, tiefenstrukturelle, mentale Mustersprache nach Ch. Alexander sichtbar wird. Diese Mustersprache gehört zum zeitstabilen, tiefenstrukturellen Identitätsprofil einer Person. Reflektierende Spaziergänge in die 'Wilderness‘ der eigenen Innenwelt in Analogie zur Spaziergangswissenschaft von L. Burckhardt und dem umherschweifenden ‘derive‘ von Guy Debord und der SI sind der zentrale Sinn und Zweck der Symbolisation. Die Symbolisation ermöglicht also ‘Fahrten in den Weltinnenraum der Seele‘ (R. Gelpke) ohne psycholytische Substanzen.

Die tiefenstrukturelle Mustersprache wird aus den Symbolisationen isoliert und mit der Mustersprache der anderen [MATRIX]-Verfahren in Beziehung gesetzt. Dadurch wird eine Einschätzung der Plausibilität und Trittstabilität von Imaginationsbrücken in die Zukunft gefördert. Mit anderen Worten gibt die Symbolisation wichtige Hinweise bei der Entscheidung unentscheidbarer Fragen.

Anwendung der Symbolisation
Die Symbolisation ist eine 20- bis 30-minütige standardisierte Kombination aus Relaxation und Imagination, die in sechs Schritten Lösungswege für jede Art von Fragen- und Problemstellungen entwickelt. Diese sechs Schritte beinhalten das zentrale Wirkungsdreieck (Lösungs-, Ressourcen- und Zukunftsorientierung) von modernen hypno-systemischen Verfahren. Die Symbolisation wird mehrmalig, massiert angewendet, und es werden Bilder von dem jeweiligen Symbolisationsgeschehen angefertigt. Aus diesen ‘Schnappschüssen‘ der Innenwelt können mit bestimmten Verfahren die Mannigfaltigkeiten der steuernden kognitiv- und emotionalen Tiefenstrukturen fokussiert und entschlüsselt werden.
Diese Entschlüsselungsverfahren sind unter dem mli Konzept FLUXXUS zuammengefasst.
 

Mithören  Zuhören  Anhören  Hinhören  Reinhören  Durchhören  Nachhören  Abhören  Überhören  Weghören


Nichts ist wie es scheint,
aber alles klingt wie es ist.

(ausgenommen allerlei Sounddesgin-Effekte der Musikindustrie)
Peter-W. Gester


2. Starkes Themenfeld: Schwache Signale
2.2. Wahrnehmung schwacher akustischer Signale

In der Ericksonschen Hypnotherapie spielt die Wahrnehmung schwacher Signale, der "Minimal Cues" (Atem, Hautverfärbungen, ideosensorisische und ideomotorische Veränderungen), eine wichtige Rolle zur Steuerung von Tranceprozessen. In der Alltagskommunikation sowie Beratungs-, Therapie- und Moderationsgesprächen oder Geschäftsverhandlungen ist die Wahrnehmung dieser schwachen Signale schwieriger, da die Personen im Wachbewusstsein sind und sprechen, gestikulieren und sich dabei weniger oder mehr bewegen.
Dafür beinhaltet im Wachbewusstsein der Stimmklang die schwachen Signale zur Dekodierung der physiologischen Spannung, der emotionalen und der Stressbeteiligung sowie der emotionalen und biographischen Tiefenstruktur. Voraussetzung ist, dass man die schwachen, im Klang der Sprech- und Singstimme enthaltenen Signale wahrzunehmen und zu dekodieren versteht.
Jenseits der dynamischen aktuellen Hinweise in einem Gespräch kann man bei Mehrpersonengesprächen von dem individuellen und zeitstabilen Klang einer Stimme auf die Tiefenstrukturen in der Beziehungskonstruktion der jeweiligen Sprecher schließen und dadurch Beratungs-, Moderations- und Therapiegespräche besser steuern. Bei fast allen Beratungskonzepten des mli ist die Stimmanalyse zur Wahrnehmung und Dekodierung schwacher Signale bei der Geprächssteuerung ein unverzichtbares Werkzeug.

Stimmanalytische Wahrnehmung schwacher Signale fördert, beschleunigt und präzisiert inhaltsunabhängig die Intuition, Exploration, Navigation, Hypothesenbildung und Prozesssteuerung in jeder Art von Gesprächen.  Hierfür werden in diesem Workshop die Ohren geöffnet, die theoretischen Grundlagen erläutert sowie Übungsbeispiele und Trainingsmethoden dargestellt.

Da die Stimmanalyse weder eine Hokuspokus-Methode noch ein Voodoo- oder Schlangenöl-Verfahren und nicht nur eine Kunst ist, sondern insbesondere auf solidem Handwerk in der akustischen Wahrnehmungs- und Differenzierungsfähigkeit beruht, wird sie am einfachsten durch wiederholt angewandtes Üben erlangt und verbessert. Deshalb darf man sich von diesem Seminar im Fach Stimmanalyse keine Wunderkur versprechen an dessen Ende man die Kunst der Stimmanalyse beherrschen würde. Aber es werden auf jeden Fall Türen zu neuen Wahrnehmungsräumen aufgeschlossen und neue Horizonte in der akustischen Wahrnehmungs- und Differenzierungsfähigkeit durch vielfältige Beispiele demonstriert, durchgespielt und angeregt.
Dafür steht u.a. ein digitalisiertes Stimmarchiv mit vielen Beispielen "akustischer Konserven" zu Analyseübungen zur Verfügung.

In diesem Workshop können auch verschiedene Gesprächssituationen in Rollenspielen simuliert werden und anhand der schwachen Signale in den Stimmen der SprecherInnen die Interviewsteuerung demonstriert werden.

Zur Entwicklungsgeschichte der Stimmanalyse
Die Stimmanalyse  wurde seit 1984 von dem Gambenspieler, Kirchenmusiker und Komponisten Niklas Trüstedt und Peter-W. Gester entwickelt. Während dieser langen Jahrzehnte der Zusammenarbeit wurde die Stimmanalyse in den transdisziplinären Bereichen von manigfaltigen Wissenschsftafeldern, Fachgebieten, Handwerk, Kunst, Gesellschaftstheorie und Gesellschaftspolitik angesiedelt.
Nach dem  Stimmanalyse-Seminar 2016 hat sich Niklas Trüstedt (leider!) aus Altersgründen zurückgezogen, da er sich auf die Fertigstellung seines umfangreichen, musikalisch-kompositorischen Werkes konzentrieren möchte. Daher wird die Stimmanalyse ab Frühjahr/ommer 2024 in neuer Form fortgeführt.

Die völlig singulären, stimmanalytischen Fähigkeiten von Niklas Trüstedt in der Form eines akustischen Savants beinhalteten zwei einfache Zentralhypothesen:
Das Obertonprofil der Stimme ist der sowohl zeitstabile, als auch situationsabhängig dynaxisch fluktuierende akustische Fingerabdruck eines Menschen.
Die beiden zentralen Hauptanalyseparameter einer Stimme liegen im kurz- und langwelligen Frequenzbereich.
Kurzwellig: Oberton bzw. Formantenprofil einer Stimme.
Langwellig: Körperresonanzstruktur einer Stimme.
M.a.W. das klangliche Obertonprofil einer Stimme einschließlich der Körperresonanzstruktur kann man somit als die akustisch geronnene und gleichzeitig dynaxisch fluktuierende Persönlichkeits- und Körperresonanzstruktur sowie stimmklanglich geronnene Biographiegeschichte und Lebenswelt einer Person verstehen, die sich in Gesprächsituationen, sowohl in stabilen, immer gleichen Merkmalen, als auch in variierenden Parametern ausdrückt.
Die Stimmanalyse ist ein fortlaufendes Forschungsprojekt des mli.